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Bayerische Landesstadt
1806 wurde Oettingen Königlich-Bayerische Landstadt, denn Napoleon überließ das ehemals selbständige Fürstentum dem neu gekürten bayerischen König. Im ehemaligen Residenzstädtchen änderte sich einiges: Gesetzte, Maße aber auch Feiertage richteten sich nun nach den bayerischen Vorgaben.
Markt und Schranne blieben Mittelpunkt des Wirtschaftslebens und lockten unzählige Besucher an. Die Landbevölkerung lieferte ihre Produkte und nutzte beim Marktbesuch das Angebot an Waren- und Dienstleistungen der Stadt. Viele Handwerker wie Seiler, Zinngießer oder Schlosser waren auf ihre ländliche Kundschaft eingestellt.
Auch die Wirtshäuser waren zentrale Stellen für den Austausch von Waren und Informationen, sowie Orte des Vergnügens und der Geselligkeit. Hier fand der Besuch in der Stadt häufig seinen Abschluss. 1832 brauten in Oettingen insgesamt 11 von 19 Wirten ihr eigenes Bier.
Exemplarisch für das typisch kleinstädtische Alltags- und Erwerbsleben steht die Färberfamilie Braun. Johann Friedrich Braun (1725-1801) erwarb 1751 die örtliche Färberei, die bis zu ihrer Schließung im Jahr 1899 in Familienbesitz blieb. Die Familie Braun gehörte über vier Generationen hinweg zu den einflussreichsten Familien in der Stadt.
Stücke der biedermeierlichen Wohnausstattung wie Familienporträts oder Möbel sind ebenso ausgestellt wie Freundschaftsbildchen, Accessoires oder Nähutensilien.
Männer unter sich – diesen Eindruck vermitteln Bilder und Mitgliederlisten der städtischen Gremien. Frauen hatten bis 1918 kein Wahlrecht und waren im öffentlichen Leben der Stadt an keiner maßgeblichen Stelle zu finden.
Dies galt auch für die vielen Vereine, die im 19. Jahrhundert entstanden und das gesellschaftliche Leben maßgeblich prägten, wie zum Beispiel der Radfahrverein zu dem sich 1896 in Oettingen 30 von 31 Radfahrern zusammenschlossen.